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Die Weltwirtschaftskrise in Deutschland

Die Weltwirtschaftskrise in Deutschland . Entwicklung, Ursachen und politische Optionen. Der Plan. Ein Überblick über die makroökonomische Entwicklung 1929-1935 Ursachenforschung Analyse der Reaktionen: welche Optionen gab es?. Überblick.

emmanuel
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Die Weltwirtschaftskrise in Deutschland

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Presentation Transcript


  1. Die Weltwirtschaftskrise in Deutschland Entwicklung, Ursachen und politische Optionen FU Berlin, Sommer 2006

  2. Der Plan • Ein Überblick über die makroökonomische Entwicklung 1929-1935 • Ursachenforschung • Analyse der Reaktionen: welche Optionen gab es? FU Berlin, Sommer 2006

  3. Überblick • Seit 1929 entwickelten sich Handelsvolumina, Preise, Produktion und Beschäftigung in Nordamerika und Europa stark rückläufig Quelle: Feinstein et al. (1997), S. 105 FU Berlin, Sommer 2006

  4. Überblick • Insbesondere der Welthandel ging dramatisch zurück: die Abbildung zeigt die monatliche Entwicklung zwischen Januar 1929 und Juni 1933 • Der Rückgang erscheint erstaunlich kontinuierlich zu verlaufen FU Berlin, Sommer 2006

  5. Überblick • Von dieser negativen Handelsspirale betroffen sind sowohl Industrie- wie auch Agrarstaaten: • Der Wert der Exporte sank zwischen 1929 und 1932 in Polen um 62%, in Deutschland um 55%, in Großbritannien um 64%, in Frankreich um 61% • Große Unterschiede gab es allerdings bei den inländischen Entwicklungen: • Der Wert der Industrieproduktion brach im gleichen Zeitraum in Polen um 42%, in Deutschland um 39%, in Großbritannien um 11% und in Frankreich um 26% ein; • in Polen wurde der Tiefpunkt erst im ersten Quartal 1933 erreicht FU Berlin, Sommer 2006

  6. Überblick • Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich ebenfalls dramatisch, aber sehr unterschiedlich (wobei Definitionsunterschiede int. Vergleich erschweren) Quellen: Eichengreen / Hatton (1988), S. 6f, Landau/ Tomaszewski (1999), S. 219 FU Berlin, Sommer 2006

  7. Überblick • Insgesamt lässt sich festhalten, dass stark landwirtschaftlich geprägte Länder besonders früh und lange betroffen waren • Und dass eine Aufgabe des Goldstandards die Krise verkürzte (dazu Eichengreen/ Sachs 1986, Eichengreen 1992) • Im folgenden untersuchen wir die Entwicklung Deutschland genauer FU Berlin, Sommer 2006

  8. Überblick • Die Entwicklung in Deutschland ist auch international von besondere Bedeutung wenn man einen Zusammenhang zwischen Krise und dem Aufstieg des Nationalsozialismus herstellt (Frey/ Weck 1981, Falter 1986, Riel/ Schramm 1993) • Wo lag die Ursache für die Schärfe des Krisenverlaufs in D? • Welche Optionen hatte die deutsche Wirtschaftspolitik in der Krise? • Traditionell wird die Debatte im analytischen Rahmen eines keynesianischen IS/LM bzw. Mundell-Fleming-Modells geführt • Kurze Erinnerung FU Berlin, Sommer 2006

  9. Ursachenforschung i IS‘ IS LM‘ C? LM D? A B Y FU Berlin, Sommer 2006

  10. Ursachenforschung • Wir starten in A: Gütermarkt und Geldmarkt sind im Gleichgewicht bei Zinssatz i • Im internationalen Kontext gilt zudem die Restriktion, dass die Zahlungsbilanz ausgeglichen sein muss • Bei beschränkter Kapitalmobilität kann das heimische Zinsniveau mit dem Niveau der heimischen Transaktionen steigen • Bei unbeschränkter Kapitalmobilität ist der Zinssatz vollständig exogen FU Berlin, Sommer 2006

  11. Ursachenforschung i IS LM ZB i* ZB (i=i*) A Y FU Berlin, Sommer 2006

  12. Ursachenforschung • Lagen die Anfänge der Krise in den den USA? • Auf eine Phase enormer Kurssteigerungen Ende der 1920er reagierte die US Fed mit Zinssteigerungen. Am Donnerstag, den 29. Oktober 1929 kam es zum Crash • Anleger zogen ihr Kapital aus internationalen Märkten in die USA zurück, der Druck auf Regierungen wuchs die Währungen abzuwerten, was die Kapitalmobilität weiter erhöhte, Kapital floss in die USA und nach Frankreich • Die Anfänge der Krise in Deutschland liegen allerdings weit vor 1929 • Zu den frühesten Indikatoren gehört der Index der Maschinenbestellungen und der Nettoinvestitionen •  die Anfänge der Krise kamen in D zu früh als dass Entwicklungen auf dem US-Kapitalmarkt für den Krisenbeginn verantwortlich sein könnten (Temin 1971) • unstrittig ist zugleich, dass das Ausmaß der Krise nur im internationalen Kontext verständlich wird FU Berlin, Sommer 2006

  13. Ursachenforschung • Seit Ende 1929 kam es zu einer Welle von Bankenkrisen,1929 musste in Wien Rothschilds Credit Anstalt mit der Bodencreditanstalt fusionieren • Im Mai 1931 ging die Credit Anstalt selbst unter, der österreichische Staat versuchte sie zu retten, die Goldbindung der Krone konnte nicht gehalten werden • Im Juni 1931 gerieten zahlreiche deutsche Banken in Zahlungsschwierigkeiten • Die Refinanzierung über die Reichsbank stieß an ihre Grenzen, deren Gold- und v.a. Devisenreserven sich schnell erschöpften • Allmählich geriet das (ohnehin überbewertete) Pfund unter Druck da internationale Refinanzierungen meist über London liefen FU Berlin, Sommer 2006

  14. Ursachenforschung • Hintergrund: Deutschland hatte bereits seit Anfang 1929 in massive Schwierigkeiten seine Auslandsschulden zu begleichen: der Young-Plan ersetzte die Regelungen des Dawes-Plans zur Zahlung der Reparationen, ein „Ponzi-Spiel“ (Zahlung der Reparationen aus Krediten) war nicht weiter möglich, Deutschlands Kreditwürdigkeit sank zugleich mit der Festschreibung der frz. Schulden gg, den USA • Nach den goldenen Zwanzigern kam die Rechnung: unter dem Young Plan mussten Reparationen aus Leistungsbilanz-überschüssen geleistet werden, zudem mussten die alten Kredite und eine enorme Zinslast bedient werden • Zunächst verzögerte sich die Zahlungskrise jedoch durch die Young Anleihe, dann brach der Markt für deutsche Anleihen zusammen FU Berlin, Sommer 2006

  15. Ursachenforschung Ritschl (2003), S. 24 FU Berlin, Sommer 2006

  16. Ursachenforschung • Bemühungen der deutschen und österreichischen Seite 1930/31 um einen internationalen Kredit scheiterten an politischen Spannungen: • Frankreich forderte u.a. eine Aufgabe der Pläne zu einer deutsch-österreichischen Zollunion, während Deutschland versuchte zugleich die Reparationsfrage neu zu diskutieren • Im Juli 1931 wurde die Bedienung kurzfristiger Kredite eingefroren, langfristige Kredite waren davon nicht betroffen • Zudem wurde Mitte 1931 durch Präsident H. Hoover ein 1-jähriges Moratorium auf die Zahlung von Kriegsschulden und Reparationen ausgerufen • In dieser Situation wurde geprüft, inwiefern Deutschland mittelfristig seine Zahlungsfähigkeit wieder erreichen würde (Layton-Bericht, Beneduce-Bericht) • Im Oktober 1931 verließ Großbritannien den Goldstandard, zahlreiche Länder (insbesondere enge Handelspartner) folgten FU Berlin, Sommer 2006

  17. Ursachenforschung • Seit Juli 1931 war das Währungssystem des Goldstandards für das Deutsche Reich ausgesetzt, allerdings unter engsten Restriktionen • Ein weiterer Kapitalabfluss (Gold, Devisen) musste verhindert werden, angesichts der Schwierigkeiten in anderen Ländern war eine schnelle Belebung über den Außenhandel nicht zu erwarten • Die Abwertung im Ausland seit Oktober 1931 ohne vollständige Abwertung Deutschlands wirkte wie eine massive Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands FU Berlin, Sommer 2006

  18. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Im folgenden versuchen wir die Optionen deutscher Wirtschaftspolitik zu beurteilen • Wie stellt sich die Lage im IS/LM Rahmen dar? FU Berlin, Sommer 2006

  19. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik i IS‘ IS LM‘ LM ZB C A B Y FU Berlin, Sommer 2006

  20. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Die IS –Kurve verschiebt sich nach links, neues kurzfristiges GW in B • Die Restriktionen der Zahlungsbilanz zwingen Deutschland zu einer deflationären Geldpolitik •  die Krise wird verschärft  C • Zwei Fragen: • Warum konnte man keine expansive Fiskalpolitik betreiben? • Warum konnte man keine expansive Geldpolitik betreiben? FU Berlin, Sommer 2006

  21. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Fiskalpolitik: hätte eine expansive kreditfinanzierte Ausgabenpolitik die Krise abmildern/ beenden können? • Gab es einen Multiplikatoreffekt in den 1920er und 30er Jahren? • Welche Effekte hatte ein Budgetimpuls der Reichsregierung auf das deutsche Sozialprodukt? • Technisch: kann ich aus der Dynamik (vierteljährlicher) Zeitreihen versch. makroökonomischer Variablen einen Effekt nachweisen  Schätze bayesianische VARs,  analysiere Impuls-Antwort-Funktionen FU Berlin, Sommer 2006

  22. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik Quelle: Ritschl (2002), S. 57 FU Berlin, Sommer 2006

  23. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Offenbar war die Politik erst seit etwa 1935 in der Lage über den Reichshaushalt der Wirtschaft Impulse zu erteilen, auch dann nur in engen Grenzen • Warum? • Borchardt (1979), Borchardt/ Ritschl (1994), Ritschl (2002): die enorme Rigidität von Reallöhnen hatte stark negative Effekte auf die Investitionen und Beschäftigung, die Nachfrageeffekte im privaten Konsum dominierten • Dieser Zusammenhang scheint sich Mitte der 1930er Jahre zu verändern (es ist nicht ganz klar, warum) FU Berlin, Sommer 2006

  24. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Woher hätten solche Kredite kommen sollen? • Der Reichsbank waren die Hände gesetzlich gebunden, was seit 1929 nur unter Zustimmung der int. Gläubiger geändert werden konnte • Der inländische Kapitalmarkt schien nicht fähig oder gewillt, Anleihen zu zeichnen, die Zinsen waren bereits ungeheuer hoch (Brauns Gutachten Mai 1931) • Der ausländische Kapitalmarkt war blockiert, die daran gekoppelten Forderungen Frankreichs feuerten die Propaganda der extremen Rechten in Deutschland an FU Berlin, Sommer 2006

  25. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Geldpolitik: warum hat Deutschland nicht abgewertet? • Was heißt da „Abwertung“? • Eine Abwertung der relevanten Auslandsschulden war ausgeschlossen, bzw. hätte dies den direkten Weg in die Autarkie bedeutet • Politisch wurde genau dies in Deutschland von der extremen Rechten eingefordert • Eine Abwertung auch ohne Schuldendeflation wurde aber als politisch unmöglich betrachtet FU Berlin, Sommer 2006

  26. Optionen der deutschen Wirtschaftspolitik • Genau darüber wurde auf einer geheimen Sitzung der Friedrich-List-Gesellschaft in der Reichsbank diskutiert • Konsens der Ökonomen war, dass eine Abwertung nur mit Zustimmung ausländischer Notenbanken ohne enorme politische Risiken möglich sei • Der Ökonom Lautenbach argumentierte Sept. 1931 für eine Politik des „massiven Exportdumpings“, jedoch verdeckt und begleitet von deflationären, kostensenkenden Maßnahmen • Seit Frühjahr 1932 wurde versucht eine innere Kreditexpansion zu betreiben (was später unter Papen und Hitler ausgebaut wurde) FU Berlin, Sommer 2006

  27. Zusammenfassung • Brünings Deflationspolitik war Politik unter engen Restriktionen: fiskalische Impulse waren kaum zu erreichen und wären schwer finanzierbar gewesen, geldpolitische Impulse standen im Konflikt mit Deutschlands Gläubigern und ihre Effekte waren (angesichts des zusammengebrochenen Welthandels) ungewiss • Das Ziel dieser Politik war die Wiederherstellung der Zahlungsfähigkeit des Deutschen Reichs unter den genannten Restriktionen, zugleich die Streichung der Reparationen durch den Nachweis dieser Zahlungsunfähigkeit • Diese Strategie wurde von vielen Ökonomen unterstützt: im Februar 1932 etwa schrieb J. Schumpeter im Deutschen Ökonom, man müsse jetzt noch weiter deflationieren um danach „das Steuer radikal herumzuwerfen“ FU Berlin, Sommer 2006

  28. Zusammenfassung • 1932 erreichte Deutschland eine weitgehende Streichung der Reparationsforderungen, eine Reintegration Deutschlands in die Weltwirtschaft schien sich anzubahnen • 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler • Ist Brüning doch „100 Meter vor dem Ziel“ gescheitert? FU Berlin, Sommer 2006

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