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Vermittlung christlicher Werte in der Gesellschaft – was bedeutet das für unsere Arbeit als Pfarrgemeinderat? Bildungs

Vermittlung christlicher Werte in der Gesellschaft – was bedeutet das für unsere Arbeit als Pfarrgemeinderat? Bildungs- und Besinnungstag für den Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Norbert in Höchberg am 18. November 2006 in Hettstadt. Aufklärung ist.

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Vermittlung christlicher Werte in der Gesellschaft – was bedeutet das für unsere Arbeit als Pfarrgemeinderat? Bildungs

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  1. Vermittlung christlicher Werte in der Gesellschaft – was bedeutet das für unsere Arbeit als Pfarrgemeinderat? Bildungs- und Besinnungstag für den Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Norbert in Höchberg am 18. November 2006 in Hettstadt

  2. Aufklärung ist... • … der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. • Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. [Immanuel Kant]

  3. Unser Vorgehen • - (alter) pastoraler Dreischritt: Sehen – Urteilen – Handeln • - Wie ist die Gegenwart verfasst? • - Globalisierung, Multikulturalismus, Pluralismus, Ökonomisierung • - Was ist uns als Christen wichtig? • - Welche Werte und Normen sind sinnvoll? • - Wie lassen sie sich einsichtig machen? • - Was kann man konkret tun?

  4. Eine kleine Bildgeschichte zum Einstieg Einfache Fragen: Was ist zu sehen? Wie ist die Situation? Was fällt Ihnen auf?

  5. Was für Werte haben wir? • Arbeit in Kleingruppen (ca. 20 min): • Frage an den Einzelnen / die Einzelne: • Welche Werte und Güter sind mir wichtig in meinem Leben? • Aufgabe für die Gruppe: • Austausch über die Werte und Güter. • Erstellen Sie eine Rangliste der Werte und Güter.

  6. Einstieg – Fränkische Variante 1. Was ist Ethik „Manche Kinder haben Neurodermitis, andere haben Ethik.“ Material: Man sollte die CD dabei haben oder ein MP3 

  7. Positionierungsmodell Oberschicht/ Obere Mittelschicht 1 Soziale Lage Einkommen, Bildung, Beruf - die „passive“ Dimension - Mittlere Mittelschicht 2 UntereMittelschicht /Unterschicht - die „aktive“ Dimension - 3 Grundorientierung Alltagsbewusstsein, Lebensstil, Lebensziele A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung B Modernisierung Konsum-Hedonismus und Postmaterialismus C Neuorientierung Multi-Optionalität, Leben in Paradoxien Soziale Lage Grund- orientierung

  8. Dimension: „Grundorientierung“ Hedonismus Postmaterialismus Relativierung Sinn-Suche 50er 60er bis 80er 90er / 2000 Wiederaufbauund Restauration Die Ära des sogenannten Wertewandels in den westlichen Gesellschaften Postmoderne und Reflexivität • Pflicht- undAkzeptanzwerte • Anpassung an Konventionen • Traditionelle Moral • Tugendhaftigkeit und Verzicht • Institutionen (Familie) • Status und Besitz • Lebens- qualität • Genuss • Erweiterung der Options-spielräume • Konsumkritik„Sein statt Haben“ • Selbstver- wirklichung • Emanzipation • Ökologie • Soziale Bewegungen • Flexibilität, Mobilität „AdaptiveNavigation“ • Multimediale, virtuelle Wirklichkeit „Reality Sampling“ • Wertemix: Synthese von Gegensätzen • Reflexion von(Neben)Folgen der Moderne • Zugang zu Expertenwissen für jedermann„Wissens-gesellschaft“ • Boundary-Management A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung  Selbst-Kontrolle B Modernisierung Konsum-Hedonismus, Genuss, Individualisierung  Selbst-Verwirklichung C Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Leben in Paradoxien  Selbst-Management © Sinus Sociovision 2004

  9. Die Sinus-Milieus® in Deutschland 2006 Sinus B1 Etablierte 10% Oberschicht/ Obere Mittelschicht 1 Sinus C12 Sinus A12 Konservative 5% Sinus B12 Postmaterielle 10% Moderne Performer 9% Sinus B2 Bürgerliche Mitte 16% Mittlere Mittelschicht 2 SinusAB2 Sinus C2 Experimentalisten 8% DDR-Nostalgische6% Sinus A23 Traditions-verwurzelte 14% Sinus BC3 Hedonisten 11% UntereMittelschicht/Unterschicht 3 Sinus B3 Konsum-Materialisten 11% © Sinus Sociovision A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung B Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss C Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentier-freude, Leben in Paradoxien Soziale Lage Grund- orientierung

  10. Konfessionszugehörigkeit kath. Oberschicht / Obere Mittelschicht 1 Sinus B1 Etablierte Sinus C12 111 38,4% Sinus A12 Konservative Sinus B12 Postmaterielle Moderne Performer 106 96 121 Mittlere Mittelschicht 2 36,7% 33,3% 42,1% Sinus B2 Bürgerliche Mitte SinusAB2 Sinus C2 Experimentalisten 99 34,5% DDR-Nostalgische Sinus A23 Traditions-verwurzelte 92 31,8% 26 9,1% UntereMittelschicht /Unterschicht 117 3 40,5% Sinus BC3 Hedonisten Sinus B3 Konsum-Materialisten 105 © Sinus Sociovision 2003 98 36,3% A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung B Modernisierung I Konsum-Hedonismus und Postmaterialismus C Modernisierung II Patchworking, Virtualisierung 34,0% Soziale Lage Grund- orientierung Quelle: Verbraucheranalyse 2003, Basis = 31.424 Fälle 34,7% Ø = = stark überrepräsentiert= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= stark unterrepräsentiert = durchschnittlich

  11. Struktur im Segment 14-19 Jahre Sinus B1 Etablierte Oberschicht / Obere Mittelschicht 1 Sinus C12 Sinus A12 Konservative Sinus B12 Postmaterielle Moderne Performer 47 4,8% Sinus B2 Bürgerliche Mitte 82 275 Mittlere Mittelschicht 17 2 SinusAB2 8,2% 22,0% 0,9% Sinus C2 Experimentalisten DDR-Nostalgische Sinus A23 Traditions-verwurzelte 70 10,6% 204 14,3% 25 Sinus BC3 Hedonisten UntereMittelschicht /Unterschicht 1,5% 3 Sinus B3 Konsum-Materialisten 14 2,2% 211 © Sinus Sociovision 2003 111 23,2% A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung B Modernisierung I Konsum-Hedonismus und Postmaterialismus C Modernisierung II Patchworking, Virtualisierung Soziale Lage 11,9% Grund- orientierung Quelle: Verbraucheranalyse 2002, Basis = 30.547 Fälle = stark überrepräsentiert= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= stark unterrepräsentiert = durchschnittlich

  12. Segment 20-24 Jahre Oberschicht / Obere Mittelschicht 1 Sinus B1 Etablierte Sinus C12 8% Sinus A12 Konservative Sinus B12 Postmaterielle Moderne Performer Mittlere Mittelschicht 2 9% 24% 1% Sinus B2 Bürgerliche Mitte SinusAB2 Sinus C2 Experimentalisten 14% DDR-Nostalgische Sinus A23 Traditions-verwurzelte 15% UntereMittelschicht /Unterschicht 2% 3 2% Sinus BC3 Hedonisten Sinus B3 Konsum-Materialisten © Sinus Sociovision 2003 13% A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung B Modernisierung I Konsum-Hedonismus und Postmaterialismus C Modernisierung II Patchworking, Virtualisierung Soziale Lage 12% Grund- orientierung Quelle: VerbraucherAnalyse 2003,01, Basis = 31. 424 Fälle * 3,99 Mio. = 6% der dt. Wohnbevölkerung ab 14 Jahren = stark überrepräsentiert= überrepräsentiert = unterrepräsentiert= stark unterrepräsentiert = durchschnittlich

  13. Arbeitseinheit: • Erkenntnis und Begründung

  14. nur nicht entmutigen lassen 1 1 Nicht schon konkrete Inhalte des Tuns und Lassens stehen hier im Mittelpunkt, sondern die Frage, wie – auf welche Art und Weise – zeigen sich uns solche Forderungen. Wann und warum gilt etwas als verbindlich? „Die Fragen, die hier anstehen, können zu Recht als die schwierigsten der gesamten Ethik gelten. Es ist eine wenig anziehende und ausgesprochen trockene Materie. Ihre Hauptkennzeichen sind ein geringes Maß an Anschaulichkeit und Konkretheit. Die Aussagen sind gewöhnlich recht allgemein gehalten und liegen auf einer hohen Ebene der Formalisierung und Abstraktion.“ (WEBER: Allg. Moraltheologie, 85.)

  15. Hinführung 1 1 Der Mensch unserer Zeit fragt nicht mehr allein danach, was er tun soll, sondern vielmehr nach Gründen und Begründungen. Traditionelle Werte und Normen gelten nicht schon deshalb als richtig und gut, weil sie alt sind. In einer pluralistischen Gesellschaft kommt es entscheidend darauf an, Forderungen einsichtig machen und begründen zu können. Selbstverständliche Normen sind brüchig geworden und scheinen zur Diskussion zu stehen. Der traditionelle Rekurs auf die Natur und das natürliche Sittengesetz funktioniert nicht mehr. Allerdings haben auch rationale Argumente und Begründungen ihre Grenzen. - Das beste Argument kann nicht immer überzeugen und zum Handeln motivieren. - In der biblischen Ethik wird kaum argumentativ und rational begründet; und doch überzeugend gehandelt.

  16. Die ethisch-moralische Differenz 1 1 Dem sittlichen Anspruch kann allein der Mensch entsprechen. Tiere mögen sich so oder so verhalten; der Mensch jedoch kann handeln. Handeln vollzieht sich unter der Differenz von richtig / falsch und gut / böse. (Einen Hund als „böse“ zu beschimpfen ist aus ethischer Perspektive also unsinnig.) Was macht eine menschliche Handlung richtig oder falsch? Wie handelt er gut, schlecht oder gar böse? Während die Unterscheidung von richtig und falsch eher die technische Seite einer Handlung betrachtet und von der Person des Handelnden weithin absieht, ist mit der Unterscheidung von gut und böse zumeist die Art und Weise des Handelns gemeint. Man kann also durchaus das Falsche tun, ohne gleich böse bzw. schlecht zu handeln. Man kann ebenso das Richtige tun und durchaus böse dabei handeln.

  17. 1 1 Ist es demnach egal, was man tut, wenn man es nur in subjektiv guter Absicht tut? Es muss ein Zusammenhang zwischen der objektiven Seite einer Handlung und der subjektiven des Handelnden bestehen. Ansonsten wäre Moral nur noch Gesinnung und Subjektivismus. Zwei Fragen stehen nun im Mittelpunkt, die es nacheinander abzuarbeiten gilt: • Wie können wir erkennen, was richtig und gut bzw. falsch und damit böse oder schlecht ist. (erkenntnistheoretisches Problem) 2. Wie können wir das als richtig und gut Erkannte dann auch praktisch tun?

  18. Terminologie 1 1 Die objektive Seite begegnet in bekannten Termini und soll hier kurz vorgestellt werden. Leider werden die Begriffe nicht einheitlich gebraucht, sondern unterscheiden sich – mal mehr mal nur in Nuancen – von Autor zu Autor. Gebot bieten, gebieten, befehlen, anordnen Pflicht pflegen, sorgen für, „Pflicht und Schuldigkeit“ Tugend geforderter Haltung, Tugendhaftigkeit Gesetz setzen, festsetzen, bestimmen Norm „Normas“ = Richtschnur, rechter Winkel

  19. Berufung auf den Willen Gottes? 1 1 Kann der Mensch sich redlicherweise auf den Willen Gottes berufen? In der Geschichte kam dies immer wieder vor (Kreuzzüge, Ketzer- und Hexenverfolgung). Auch bei aktuellen Problemen wird behauptet, bestimmte Handlungen seien gegen den Willen Gottes und damit verboten. • Manipulationen am Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen; • verbrauchende Embryonenforschung; • Schwangerschaftsabbruch; • aktive Sterbehilfe; • homosexuelle Lebensgemeinschaften; • Scheidung der Ehe und erneute Heirat etc. • Wer sich für sein Handeln unmittelbar auf den Willen Gottes beruft oder Normen damit zu begründen sucht, wirft viele Probleme auf. • Woher hat jemand die Gewissheit, Gottes Weisung unmittelbar vernommen zu haben (Privatoffenbarung)? • Wieso sollte ein möglicher Gesprächspartner ebenfalls davon überzeugt sein? • Was soll ein Atheist damit anfangen?

  20. Berufung auf die Heilige Schrift? 1 1 Das 2. Vatikanische Konzil sagt im Dekret über die Ausbildung der Priester „Optatam totius“ (Nr. 17): „Besondere Sorge verwende man auf die Vervollkommnung der Moraltheologie, die, reicher genährt aus der Lehre der Schrift, in wissenschaftlicher Darlegung die Erhabenheit der Berufung der Gläubigen in Christus und ihre Verpflichtung, in der Liebe Frucht zu tragen für das Leben der Welt, erhellen soll.“ • Was heißt das? • Es bedarf keiner Privatoffenbarungen, denn die Heilige Schrift ist Offenbarung Gottes und allen zugänglich. • Die Texte der Bibel sollen über das Studium der Theologie hinaus an Wertschätzung gewinnen und das Leben – nicht nur der Priester – prägen. • Was ist damit aber inhaltlich gewonnen? • Kann man mit der Heiligen Schrift normative Probleme lösen? • Ist es sinnvoll und zulässig, sich auf die Bibel zu berufen?

  21. Berufung auf die Heilige Schrift? 1 1 Für Christen und das kirchliche Lehramt nimmt die Heilige Schrift eine zentrale Stellung ein, wenn es um Orientierung und die Frage geht: „Was sollen wir tun?“. Sie ist Offenbarung. Lassen sich mit der Bibel normative Probleme lösen? • Textstellen scheinen sich zu widersprechen. • Gerade das Alte (Erste Testament) weist unmenschliche Härten auf. • Vieles erscheint uns doch unzeitgemäß. • Probleme der Bioethik werden z.B. gar nicht erwähnt. Woran mag es liegen, dass uns bestimmte Passagen der Heiligen Schrift wertvoll und andere überaus fraglich erscheinen? Nach welchen Kriterien wählen wir aus, was für unser Leben relevant sein soll? Was heißt dann aber Offenbarung Gottes? Hat Gott jedes Wort „diktiert“? (Verbalinspiration) Handelt es sich nicht doch eher um Menschenwort?

  22. Gebote 1 1 Die erste Assoziation zum Stichwort „Gebote“ dürften die biblischen „Zehn Gebote“ (Dekalog) sein. Sie sind im Alten Testament doppelt überliefert und finden sich im Buch Exodus (Ex 20,1-17) und im Deuteronomium (Dtn 5,6-21). Kennen Sie die Zehn Gebote? Bringen Sie sie in die richtige Reihenfolge! Der alttestamentliche Dekalog erfreut sich gegenwärtig großer Beliebtheit und bildet immer noch das Strukturprinzip für den Deutschen Erwachsenen- und den Weltkatechismus. Das war nicht immer so. Manche haben die Zehn Gebote aus dem Unterricht noch so im Ohr, als handelte es sich dabei um die zehn Plagen. Wie werden die Gebote aufgenommen? Sind sie Reglementierung oder Befreiung? Die Erfahrungen dürften ambivalent und widersprüchlich sein.

  23. Die Zehn Gebote im Alten Testament 1 1 doppelte Überlieferung im AT: Dtn 5,6-21 und Ex 20,1-17 Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis machen. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen. Du sollst den (Sabbat) Feiertag heiligen. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

  24. Jesu Bergpredigt – die Antithesen 1 1 Bringt Jesus in seiner Bergpredigt etwas Neues? (Vgl. Mt 5,1-7,29) „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde: …“ = These „Ich aber (Jesus) sage euch: …“ = Antithese Jesus selbst wählt aus dem Gesetz und Dekalog des AT aus: Verbot des Tötens Ex 20,13 Verbot des Ehebruchs Ex 20,14 Verbot des Schwörens Lev 19,12 Verbot der Rache Ex 21,24 Ist nicht das Gebot der Feindesliebe etwas genuin Jesuanisches? Vgl.: Lev 19,18: Du sollst nicht auftreten gegen deines Nächsten Leben; ich bin der HERR. Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich ladest. Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.

  25. Jesu Bergpredigt – ein Fazit 1 1 Jesus sagt in seiner Predigt nichts Neues, sondern bringt das alte Anliegen des Gesetzes in einer neuen Zeit auf den Punkt. Er macht klar, welcher Geist hinter den toten Buchstaben steht. Christen, so der Evangelist, unterscheiden sich dadurch von Schriftgelehrten und Pharisäern, dass sie diesen Geist erkennen und nicht sklavisch am Buchstaben kleben. „Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 5,20)

  26. Die Natur als Ort der Erkenntnis? 1 1 • Wenn die Berufung auf den Willen Gottes und die Heilige Schrift zumindest problematisch sind, könnte die Natur als Maßstab für das Gute fungieren. Vereinfachter Grundsatz: • Was von Natur aus ist, ist gut. Lebe gemäß der Natur (Secundum naturam vivere.) • Was heißt das konkret? • Als Natur gilt die konkrete Physis, das, was man an Eigenschaften, Gesetzmäßigkeiten und Bedingungen vor allem in der biologischen Natur der Lebewesen und dort noch einmal insbesondere beim Menschen glaubte feststellen zu können. Diese biologischen Daten legen bereits fest, was der Mensch zu tun oder auch zu lassen hat, so daß nunmehr Urteile möglich werden wie das bei Epiktet überlieferte - es kann als klassisch für dieses ethische Denken und Argumentieren gelten -, daß der Mann sich nicht rasieren dürfe, da die Natur ihm einen Bart wachsen lasse, um ihn von der Frau zu unterscheiden.

  27. Das natürliche Sittengesetz 1 1 • Voraussetzung: • - Welt ist durchwirkt vom ewigen Gesetz Gottes • - Logos in der Natur • - menschliche Vernunft erkennt die Gesetze • Secundum naturam vivere = Secundum rationem vivere. • Aristoteles: • Alles entwickelt sich auf etwas hin => Telos. • Der Mensch strebt nach Gütern (Glückseligkeit). • Problem: • - anspruchsvolle Axiomatik • - Metaphysik • Richtig: • - Entwurfsoffenheit hat naturale Vorgaben und Grenzen

  28. Das Gewissen • Wie gewiss ist das Gewissen? • - auf das Gewissen berufen, um Diskussionen zu beenden? • - Übereinstimmung mit gesellschaftlichen Konventionen? • - elterlich geprägtes Über-Ich?

  29. Entwicklungsstufen nach Lawrence Kohlberg 2 2 Postkonventionelles Niveau 5. Stufe der individuellen Rechte und des Sozialkontrakts. Man begreift, dass die Rechte des Einzelnen geschützt und respektiert werden müssen. Die legalistische wird als sinnvoll und sozial nützlich anerkannt. 6. Stufe der ethischen Prinzipien. Man will vor sich selbst und seinem Gewissen bestehen können. Man will sich nicht verurteilen müssen. Konventionell-konformistisches Niveau 3. Stufe der Übereinkunft. Das ethische Verhalten dient der Aufrechterhaltung guter Beziehungen. 4. Stufe der Autoritätsmoral. Man will der Kritik durch Autoritätspersonen entgehen und Schuldgefühle vermeiden. Die Orientierung erfolgt an Gesetz und Ordnung. Vormoralisches Niveau 1. Stufe der heteronomen Moral. Orientierung an Strafe und Gehorsam. Anordnungen werden befolgt, um Strafe zu vermeiden. 2. Stufe des naiven und instrument- ellen Hedonismus. Ein konformes erfolgt um einer Belohnung willen.

  30. Die Autonomie der Vernunft 1 1 • Ausgangspunkt (transzendentalphilosophisch): • - Normen lassen sich nicht einfach aus dem Sein ableiten (naturalistischer Fehlschluss) • - Mensch findet sie a priori (unabhängig von jeder Erfahrung) in sich vor (Kategorischer Imperativ) • - gut und wertvoll an sich ist nach Kant allein der gute Wille; alles andere ist nur in Hinsicht auf etwas anderes gut • - ein guter Wille darf sich nicht an den eigenen Neigungen ausrichten, sondern muss allgemein sein • - Kategorischer Imperativ: die Maxime des eigenen Handelns muss als allg. Gesetz gewollt werden können • - vereinfacht: Goldene Regel (pos. Mt 7,12, neg. „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu.) • - Thomas v. Aquin: „Das Gute ist zu tun, das Böse zu lassen.“ • Es handelt sich hier erst einmal um Formalprinzipien. D.h.: Inhaltlich bleibt noch vieles offen. • - Weiterentwicklung durch J. Habermas (Diskursethik)

  31. Das Prinzip der Nicht-Kontraproduktivität 1 1 • - traditionelle Verfahren und Prinzipien von Kant und Habermas durch Peter Knauer SJ weiter entwickelt • - nicht Güter- und Wertekonflikte sind entscheidend, sondern die Art und Weise, wie ein bestimmter Wert angestrebt wird • - „Den Ast absägen, auf dem man sitzt.“ „Die Kuh schlachten, die man melkt.“ • - Jede Handlung verursacht auch Übel / Schäden. Sie bedürfen der Rechtfertigung (Begründung). • - Arzt amputiert ein Bein – Übel – Rechtfertigung • - Kriterium: „Auf die Dauer und im Ganzen“

  32. Rückkoppelungen 1 1 • 1. Was heißt das für eine verantwortliche Rede über den Willen Gottes? • 2. Was heißt dies für den richtigen Umgang mit der Heiligen Schrift? • 3. Wie lässt sich nun „Natur“ verstehen? • 4. Was sagt das über den Umgang mit unserem Gewissen aus?

  33. Retrospektive auf die Methode 1 1 Wille Gottes Die Heilige Schrift - AT Die Heilige Schrift - NT Berufung auf das natürliche Sittengesetz Wie gewiss ist das eigene Gewissen? Der tragende Grund ist die Vernunft „Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider.“ Papst Benedikt XVI am 12.09.2006 in Regensburg – Aula Magna

  34. Konkretionen I • Ethik lehrt nicht fertige Urteile, sondern Urteilen selbst.Sie ist kein Codex von Geboten und Verboten wie das Recht,sie wendet sich an das Schöpferische im Menschen.Nicht Entmündigung und Einspannung des Menschenin ein Schema ist ihr Ziel,sondern seine Erhebung zur vollen Mündigkeit,und Verantwortungsfähigkeit. • Nicolai Hartmann • Anwendung diskursethischer Regeln: • Anerkennungsverhältnis der Diskursteilnehmer. • Das Argument allein zählt. • Argumente müssen kritisierbar sein.

  35. 2. Arbeitseinheit: Die Bedeutung des Glaubens

  36. Die Bedeutung des Glaubens 2 2 • Paulus: Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. (Röm 1,18f.) • Was hindert den Menschen daran, das im Gewissen mit Hilfe der Vernunft als gut und richtig Erkannte dann auch zu tun? Wieso handelt der Mensch – trotz besseren Wissens und Gewissens – egoistisch und nicht etwa nach den Grundsätzen des Kategorischen Imperativs? • - Ellenbogengesellschaft- sprichwörtlich „über Leichen gehen“- sich durchsetzen „auf Teufel komm raus“- sich gegen alle Eventualitäten absichern Die Angst des Menschen um sich selbst. Der Mensch weiß um seine Verletzlichkeit, Sterblichkeit und Endlichkeit. Sören Kierkegaard: Leben ist „die Krankheit zum Tode.“

  37. Fluchten - Ausflüchte Freiheit Wirklichkeit Augenblick Endlichkeit / Zeitlichkeit Notwendigkeit Möglichkeit Unendlichkeit / Ewigkeit 2 2 • Freiheit ist dem Menschen wichtig – ein hohes Gut • Freiheit ist zugleich eine Bürde (siehe Kant: Was ist Aufklärung) • Sartre: Freiheit ist das Damoklesschwert über dem Menschen • Paulus: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! (Gal 5,1) • Wer das Notwendige tut, kann ja nichts falsch machen. • Man sollte sich alle Möglichkeiten offen halten. • Alles Streben ist doch nur Utopie und nie erfüllbar. • Uns bestimmen doch letztlich die irdischen Fakten.

  38. Konkretionen II 2 2 • 1. Mäßigung. Es gibt in der Tat eine heilsame Mittelmäßigkeit. Wir müssen nicht die ganze Welt auf einmal retten wollen. Wir sind nicht für alle und alles verantwortlich. Wo dies nicht beherzigt wird, stellt sich früher oder später ein „Burn out“ ein Der Helfer wird dann selbst zum Hilfsbedürftigen. • 2. Eng damit verbunden ist die entlastende Erkenntnis: Es muss nicht immer das Beste erreicht werden. Oft reicht das Gute schon aus. • 3. Ebenso kontraproduktiv ist die Fatalismusfalle. Mit Blick auf die Endlichkeit steckt sie hinter dem Satz: „Was kann ich kleines Licht schon bewirken?“ und führt in die Tatenlosigkeit. Daraus folgt: • 4. Realistische, d.h. erreichbare Ziele setzen, deren Umsetzung überschaubar und kontrollierbar ist. Nur so sind Korrekturen immer noch möglich.

  39. ... Konkretionen II 2 2 • 5. Reflexion. Die Frage: „Was sollen wir eigentlich?“ ist regelmäßig zu stellen. Denn die Antwort darauf ist nicht selbstverständlich. • 6. Transparenz. Wir sind als Gemeinschaft - als Volk Gottes - an einem konkreten Ort zusammen unterwegs. Wer Mitstreiter gewinnen will, muss klar machen, wohin die Reise gehen soll. • 7. Delegieren. Nicht alle müssen alles machen. Delegieren heißt auch, darauf vertrauen, dass andere ihre Gaben einbringen. • Weiterbildung. Das Leben am Beginn des 21. Jh. wird immer komplizierter. Das ist mehr als nur ein Gefühl. Wer in dieser Welt etwas bewegen will, muss wissen, wie sie im Großen und im Kleinen aussieht und funktioniert. • Das Wagnis der Öffentlichkeit (Hannah Arendt). Christen müssen sich in die öffentliche Diskurse einmischen, sonst kommen sie in ihnen (logischerweise) nicht vor. • [...]

  40. Dimension des Glaubens 2 2 Gott Glauben = sich geliebt wissen Mensch Werke der Liebe tun Welt

  41. www.ethica.de Ende der Präsentation. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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