1 / 27

„Action Settings“

„Action Settings“. Peter Weichhart, Wien. DFG-Rundgespräch „Methodische und konzeptionelle Probleme der Gesellschaft-Umwelt-Forschung“ Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL), Leipzig in Kooperation mit dem Institut für Geographie und Regionalforschung (IGR) der Universität Wien.

delu
Download Presentation

„Action Settings“

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. „Action Settings“ Peter Weichhart, Wien DFG-Rundgespräch „Methodische und konzeptionelle Probleme der Gesellschaft-Umwelt-Forschung“ Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL), Leipzig in Kooperation mit dem Institut für Geographie und Regionalforschung (IGR) der Universität Wien Leipzig, 17. – 18. 2. 2006 P237DFGL/AS/01

  2. Die „Ökologische Psychologie“ der BARKER-Schule 1947 gründet der Psychologe R. G. BARKER die „Midwest Psychological Field Station“ in Oskaloosa (Kansas); Projekt: „A Field Study of Children´s Be- havior“. Entwicklung des Konzepts der Behavior Settings als „hybrides“ Realitätsmodell im Sinne einer „systemaren Sozialgeschehens-Grundeinheit“ (G. KAMINSKI). P237DFGL/AS/02

  3. Thesen: • Die Setting-Theorie eignet sich hervorragend als • analytischer Ansatz zur Erforschung des Zusam- • menhangs von Sach- und Sozialstrukturen. • Dazu muss die Primärtheorie allerdings (radikal) • modernisiert und handlungstheoretisch gedeutet • werden. • Die Theorie der Action-Settings erscheint beson- • ders gut geeignet, das Wechselspiel von Varia- • bilität und Ordnung im Alltagsgeschehen zu be- • leuchten. P237DFGL/AS/03

  4. Ordnung im Alltagsgeschehen Ausgangspunkt: Die potenziell hohe Variabilität und Kontingenz der Alltagswelt und des Alltagsge- schehens werden in der Realität konkreter Lebens- vollzüge erheblich eingeengt. Individuen geraten im Lebensvollzug immer wieder „in den Bann bestimmter Kontextbedingungen“. Ein derartiger Kontext (bestehend aus raum-zeit- lich fixierten sozialen Interaktionspartnern und spe- zifischen Dingkonstellationen) scheint das Tun der Individuen geradezu zu determinieren. P237DFGL/AS/04

  5. „Konstante Verhaltensmuster“ Das alltägliche Tun von Individuen kann nach „Ver- haltensepisoden“ gegliedert werden. Diese können wiederholt und bei verschiedenen Akteuren auftre- ten: „standing patterns of behavior“. Derartige konstante Verhaltensmuster sind an be- stimmte Orte, Gegenstände, Zeiten und Inter- aktionspartner gebunden. Solche Verknüpfungen erweisen sich als überaus stabil. (In Kaufhäusern werden keine Gottesdienste abgehalten, in Kirchen werden keine Haushaltswaren verkauft...) P237DFGL/AS/05

  6. Milieu und Synomorphie Die Zeit-Ort-Konstellation, in die ein konstantes Verhaltensmuster eingebettet ist, wird als „Milieu“ bezeichnet. Zwischen dem Verhaltensmuster und dem Milieu besteht in der Regel eine Art „Passung“ oder struktureller Koppelung. Die Gesamtkonstellation aus (interindividuell kon- stantem) Verhaltensmuster und dazu passendem Milieu wird als „Behavior-Milieu-Synomorph“ be- zeichnet. P237DFGL/AS/06

  7. Behavior Settings Derartige „Synomorphe“ oder Kombinationen zu- sammengehöriger Synomorphe bezeichnet BARKER als Behavior Settings. „Synomorphie“ bedeutet, dass zwischen den ma- teriellen Gegebenheiten des Milieus und dem kon- kreten Tun der Akteure strukturelle Entsprechung- gen bestehen. Milieuelemente dienen als Mittel zur Durchführung der Aktivitäten, die Sachausstattung des Settings ermöglicht also die Umsetzung der Intentionen. P237DFGL/AS/07

  8. Penetrationszonen Akteure partizipieren mit unterschiedlichen Hand- lungskapazitäten sowie unterschiedlichen Graden der Betroffenheit und Verantwortung an einem Setting. BARKER unterscheidet nach dem Grad der Invol- viertheit sechs „Penetrationszonen“, die vom Sta- tus des bloßen Zusehers (Zone 1) bis zu „joint leaders“ (5) und „single leaders“ (6) reichen. Akteure der Zonen 5 und 6 haben Lenkungs- und Koordinationskompetenzen. P237DFGL/AS/08

  9. Programme Das Geschehen in einem Setting wird durch Programme gesteuert. Programme beschreiben die Regeln, Abläufe, Rollenverteilungen, Verantwortlichkeiten und Interaktionsstrukturen in einem Setting. Setting-Programme sind im Bewusstsein der be- teiligten Akteure präsent; sie können auch kodifiziert sein. P237DFGL/AS/09

  10. Setting-Genotypen Settings können auf Grund von Ähnlichkeiten zu Genotypen zusammengefasst werden. (Zwei Volksschulklassen mit unterschiedlichen Schülern und Lehrern oder zwei Gottesdienste der gleichen Religionsgemeinschaft.) Sie haben jeweils das gleiche Programm und „funktionieren“ problemlos weiter, wenn man die Akteure der Penetrationszonen 5 und 6 wechsel- seitig austauscht. P237DFGL/AS/10

  11. Grundsätzliche Kritik Die Setting-Theorie BARKERs steht in der Tradi- tion des Behaviorismus und stellt eine im Kern verhaltenswissenschaftliche Konzeption dar. Sie muss damit aus heutiger Sicht grundsätzlich obsolet erscheinen. Bei der Rezeption der Theorie wurden zahlreiche Schwächen, Defizite und Probleme methodischer, konzeptioneller und messtechnischer Art aufge- zeigt. P237DFGL/AS/11

  12. Eine handlungstheoretische Mo-dernisierung der Setting-Theorie... ...setzt voraus, dass die Argumentationsrichtung der Primärtheorie gleichsam „umgedreht“ oder auf den Kopf gestellt wird: Ausgangspunkt einer handlungstheoretischen Neukonzeption sind nicht die Orte, sondern die Subjekte, die im Vollzug bestimmter Hand- lungen bestimmte Orte dazu instrumentalisie- ren, unter Verwendung der dort vorfindbaren materiellen Gegebenheiten und Interaktions- partner bestimmte Intentionen zu verwirklichen. P237DFGL/AS/12

  13. Habitualisiertes und sozial oktroyiertes Handeln Ein erheblicher Teil menschlichen Handelns ist als habitualisiertes Tun anzusehen (standing patterns of action). Dazu sind die meisten Aktivitäten zu rechnen, die ein Subjekt im alltäglichen Lebensvollzug und in Ausübung seiner sozialen Rollen unternimmt. Diese Handlungen leiten sich aus den Rollenbil- dern, Normen, Sitten, Gebräuchen und Konven- tionen des Kultur- und Sozialsystems ab. Normierung und Standardisierung des Alltags P237DFGL/AS/13

  14. Sachstrukturen als Mittel und Medien von Handlungsvollzügen Bei sehr vielen Handlungen muss auf materielle Dinge zurückgegriffen werden (Rohstoffe, Werk- zeuge, Ablagemöglichkeiten, Räumlichkeiten etc.) Handeln bedeutet in sehr vielen Fällen Interagie- ren mit kopräsenten anderen Subjekten. Diese Interaktion wird mit Hilfe materieller Dinge ermög- licht, erleichtert oder gesteuert (Hörsaal, runde Tische, Besprechungszimmer etc.). Entwicklung standardisierter Konfigurationen mate- rieller Gegebenheiten für spezifische Handlungen. P237DFGL/AS/14

  15. Milieu und Synomorphie Standardisierte (kulturspezifische) materielle Sach- konfigurationen (Gebäude, Räumlichkeiten, Einrich- tungsgegenstände, Landnutzungssysteme etc.), die als Medien oder Instrumente von Handlungs- vollzügen dienen, werden in Anlehnung an BARKER als „Milieu“ bezeichnet. Die „Passung“ (strukturelle Koppelung) zwischen Milieu und den Elementen des Handlungsvollzugs nennen wir analog zu BARKER „Synomorphie“. P237DFGL/AS/15

  16. Die handlungstheoretisch Wende Synomorphie wird nun nicht als Attribut des Milieus angesehen, sondern als Ergebnis von Kultivations- und Kolonisierungsaktivitäten interpretiert. Dabei werden materielle Gegebenheiten über Aneig- nungs- und Umgestaltungsprozesse (Einsatz von Arbeit, Energie und Material) gezielt an die Erforder- dernisse spezifischer Handlungsvollzüge angepasst. Nicht die Kontextbedingungen determinieren das Tun, sondern sie wurden eigens zu dem Zweckge- schaffen, Handlungsvollzüge zu ermöglichen, zu unterstützen oder zu optimieren. P237DFGL/AS/16

  17. „Umkehr“ der Kausalwirkungen Die Funktionalität und die Wirkungsweise des Milieus ist das Ergebnis von Kolonisierungsan- strengungen, mit deren Hilfe die betreffenden Be- reiche und Elemente der materiellen Welt an die Erfordernisse der Sinnstrukturen der sozialen Welt angepasst werden. Um auch terminologisch zum Ausdruck zu bringen, dass die wirksamen Kausalzusammenhänge nicht von den Milieuelementen, sondern von den Akteu- ren und ihrer Intentionalität ausgehen, wird die Bezeichnung „Action Setting“ eingeführt. P237DFGL/AS/17

  18. Standardisierte Handlungs- routinen, Rollenbilder, Lebensstile etc., Verknüpfung der Intentionalität von Einzelak- teuren. Einbindung der Akteure und ihrer subjektiven In- tentionalität in ge- sellschaftliche Zusammen- hänge. Kolonisierung und Kultivation Action Settings Akteure Programm Materielle Strukturen, Milieu Synchronisation und Synchorisation der Akteure, Acteme, und Mittel; „Synomorphie“. „Transaktionistischer“ (hybrider) Zusammenhang zwischen materiellen, mentalen und sozialen Phänomenen. P237DFGL/AS/18

  19. Settings als hybride Entitäten Die Elemente eines Settings können nur analytisch differenziert werden. Als ontologische Struktur existieren sie ausschließlich im aktuellen Hand- lungsvollzug. Deshalb haben Settings nicht nur räumliche, son- dern auch zeitliche Grenzen. Ein Kaufhaus, eine Schulklasse, ein Seminar, eine Ordination, ein Acker, eine Alm etc. existieren als Setting ausschließlich während der Dauer der Handlungsvollzüge. P237DFGL/AS/19

  20. Das Milieu ist nicht das Setting Man darf Settings also nicht mit den Milieus ver- wechseln und „Setting“ nur mit dem physisch- materiellen Kontext gleichsetzen. Nicht die Bühne, nicht die Schauspieler, nicht das Stück, sondern die konkrete Aufführung einer bestimmten Inszenierung konstituiert das Setting. P237DFGL/AS/20

  21. Akteure Programm Materielle Strukturen, Milieu Schnittstellen und Anschlussmöglichkeiten Symbolische Handlungs- theorie (E. E. BOESCH), Identitätstheorien Rollentheorie, Habitus- theorien, Struktu- rationstheorie, Theorien der Lebensstile, „Rahmen- Analyse“, Kulturtheorien, Diskurstheorien Stadt- und Siedlungssoziologie, Architekturtheorie, Ergono- mie, Stadt- und Siedlungsgeographie, Sozialgeographie, Strukturationstheorie P237DFGL/AS/21

  22. Metabo- lismus ? Natur, Öko- systeme Akteure Programm Kultur, Sinn- konstitution, rekur- sive symbolische Kommunikation Kolonisierung, An- eignung, Arbeit Materielle Strukturen, Milieu „Ökologische Doktrin“ „Gesellschaft“ im Ver- ständnis der Soziologie „Hybride Systeme“ Action Settings im Gesellschaft-Umwelt-Modell der Sozialen Ökologie Nicht-dichotomes Verständnis von Natur und Kultur! Nach M. FISCHER-KOWALSKI u. H. WEISZ, 1999, verändert G E S E L L S C H A F T Action Settings, Artefakte Dualität der Struktur ? Population Physisch-materielle Welt „Produktion“ von Ordnung im Alltagsgeschehen und Ermöglichung von Kontingenz P237DFGL/AS/22

  23. Kopräsenz und Entankerung Die Setting-Theorie kann nur solche Handlungsab- läufe modellieren, bei denen die körperliche Prä- senz der Akteure und die Kopräsenz von Inter- aktionspartnern eine Rolle spielen. Für Handlungen, die im Kontext spätmoderner „Ent- ankerungsmechanismen“ zu sehen sind, bietet die Setting-Theorie keine oder nur begrenzte Analyse- und Erklärungsmöglichkeiten. P237DFGL/AS/23

  24. „Gewalt-Settings“ In vielen Fällen lassen Settings den Akteuren nur wenig oder gar keine Spielräume, Handlungsab- läufe auf die konstitutive Leistung eigener Inten- tionalität zu beziehen. Die „Definitionsmacht“ über das Setting und die Wirkungsweise der Synomorphie liegt dann aus- schließlich im sozialen System oder bei beson- ders mächtigen Einzelakteuren (Gefängnis, totali- täre Institutionen, Absperrungen etc.) P237DFGL/AS/24

  25. Maßstabsprobleme Das Setting-Konzept geht gleichsam von den kleinsten ökologischen Einheiten des Zusammen- hangs von Sach- und Sozialstrukturen aus und operiert auf der Mikro-Ebene menschlicher Hand- lungsabläufe. Wie lassen sich die Zusammenhänge dieser Mikro- strukturen und ihre Kontextualisierung in größeren Siedlungen oder gar Regionen darstellen? P237DFGL/AS/25

  26. Bewusste Fehldeutungen Settings können von den beteiligten Akteuren (oder einigen von ihnen) absichtsvoll fehlgedeutet und entgegen dem „eingebauten“ Sinn des Pro- gramms verwendet werden. Können solche Fehldeutungen zweifelsfrei erkannt werden, wie geht das soziale System damit um? P237DFGL/AS/26

More Related