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Seminar: Gewalt in sozialen Beziehungen Sommersemester 2007

Themen?bersicht. Emotionspsychologischer AnsatzPsychoanalytischer AnsatzLernpsychologischer AnsatzEntwicklungspsychologischer AnsatzPhysiologische Ans?tzeKonflikttheorienKulturtheoretische Ans?tze. 2. ?rger in den Emotionstheorien. ?rger als Ausl?ser f?r Aggressionen?. 3. ?berblick. Einl

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Seminar: Gewalt in sozialen Beziehungen Sommersemester 2007

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Presentation Transcript


    2. Themenübersicht Emotionspsychologischer Ansatz Psychoanalytischer Ansatz Lernpsychologischer Ansatz Entwicklungspsychologischer Ansatz Physiologische Ansätze Konflikttheorien Kulturtheoretische Ansätze 2

    3. Ärger in den Emotionstheorien Ärger als Auslöser für Aggressionen? 3

    4. Überblick Einleitung Begriffsdefinitionen zur Abgrenzung der Begriffe: Ärger, Aggression und Gewalt 2. Die Auffassung von Ärger als Syndrom 3. prototypische Darstellung von Ärger MODELL 4. Wie wird aus Ärger Aggression? 5. Ziele in der Reaktion auf Ärger 6. Die Gefühle danach 7. Formen von Reaktionen auf Ärgerreaktionen 4

    5. Einleitung Emotionstheorien beschreiben nur die Emotion Ärger und ihre Entstehung Bei der Frage, wie es zu einer aggressiven Eskalation in Beziehungen kommen kann, müssen für eine Antwort die Emotionstheorien um Aggressionstheorien ergänzt werden 5

    6. Begriffsdefinitionen I Aggression ? Verhalten, mit dem man einem Anderen Schaden zufügt und auch zufügen will Ärger ? spezifische Emotion, die das Verhalten Aggression nach sich ziehen kann, aber nicht muss 6

    7. Begriffsdefinitionen II Gewalt ? instrumentelle Aggression (Böhm, 2006) 7

    8. Ärger als Syndrom Viele unterschiedliche Auffassungen von Ärger in verschiedenen Emotionstheorien ? integrative Auffassung geht von Ärger als Syndrom mit 5 Komponenten aus 8

    9. Prototypische Darstellung von Ärger Kognitive Komponente *Bewertung der Situation: etwas läuft meinen Bedürfnissen und Motiven zuwider *Urteil: an diesem Zustand hat ein anderer Mensch Schuld, der mit seinem Verhalten gegen Standards und Normen verstößt (bzw. verstoßen hat) 9

    10. Prototypische Darstellung von Ärger (2) Physiologische Komponente *Bewertung setzt eine Reihe von physiologischen Prozessen in Gang: a. Aktivierung der Katecholamine ?Noradrenalin-Output erhöht sich b. zentralnervöse Details bleiben ungelöst 10

    11. Prototypische Darstellung von Ärger (3) Expressive Komponente *angeborene Ärgermimik ? Zornesfalte, grimmig-stechender Blick, zusammengebissene Lippen oder Zähne zeigen 11

    12. Prototypische Darstellung von Ärger 12

    13. Prototypische Darstellung von Ärger *Lernprozesse, Erfahrungen, Ausdrucks- und Gefühlsregeln, expressive Reaktionen überlagern die angeborene Mimik und führen zu einer unendlichen Ausdrucksvariabilität ?die sozial brisante Emotion „Ärger“ wird vermutlich besonders sorgfältig reguliert 13

    14. Prototypische Darstellung von Ärger (4) motivational/aktionale Komponente *biologische Sicht ? Handlungsimpulse sind darauf ausgerichtet, ein auftretendes Hindernis (bedürfnisblockierende Barriere) zu beseitigen/zerstören (verletzten/Widerstand leisten) 14

    15. Prototypische Darstellung von Ärger *Frija (1986; 1987) ergänzt dies um das Handlungsziel „Wiedergewinnung von Kontrolle“ 15

    16. Prototypische Darstellung von Ärger (5) subjektiv-erlebnisbezogene Komponente *Ärger ist eine „heiße“ Emotion, die von einem Gefühl der Stärke und Macht und von großer motorischer Unruhe (und dem Drang, diese Energien „rauszulassen“) begleitet wird. 16

    17. MODELL 17

    18. Wie wird aus Ärger Aggression? Nach Aggressionstheorien kann Ärger Aggression fördern, muss aber nicht emp. nur schwacher Zusammenhang zw. Ärgerneigung und Aggression Bei Gewalttaten spielt Ärger kaum eine Rolle 18

    19. Wie wird aus Ärger Aggression? MODELL 19

    20. Zwischenfrage Welche alternativen Konzepte seht Ihr zur Aggression? 20

    21. Ziele in der Reaktion auf Ärger In die Situation eingreifen, Kontrolle gewinnen kommunikative Funktion z.B. Rückmeldung geben, Widerstand bekunden, den Anderen zur Verhaltenskorrektur zwingen, Vergeltung üben, Selbstwertschutz (!) 21

    22. Die Gefühle „danach“ ?nach Ärgerepisode mit aggressivem Ausbruch Demütigung, Erniedrigung gehobene Stimmung überstürzter Fall ins andere Extrem kommentarlos, das Geschehen ignorieren moralisch-religiöse Reaktionen es mit Humor nehmen 22

    23. Formen von Reaktionen auf Ärgerreaktionen ineffektiv: Angriff gegen Dritte (verschobene Auseinandersetzung) Selbstvorwürfe, Selbstmitleid den anderen abwerten passiv bleiben Unterdrücken verbaler Angriff 23

    24. Formen von Reaktionen auf Ärgerreaktionen effektiv: sachbezogene Problemingriffnahme Situationsanalysen Perspektive des Anderen einnehmen Ablenkung suchen positives Umdeuten bagatellisieren Humor beherrschter Ausdruck 24

    25. Psychoanalytischer Ansatz 25

    26. 26

    27. Die drei wichtigsten psychoanalytischen Grundannahmen über persönliche Beziehungen (nach Freud): (1) Primat der frühen Eltern-Kind-Beziehung: Alle persönlichen Beziehungen seien durch die frühkindlichen Beziehungen zu den Eltern geprägt (2) Unbewusste Übertragung: Frühkindliche Gedanken, Gefühle, Wünsche und Verhaltenstendenzen gegenüber den Eltern würden auf Bezugspersonen im Erwachsenenalter übertragen; die Übertragung sei weitgehend unbewusst (3) Internalisierung: Persönlichkeitsmerkmale der Eltern, insbesondere Normen, Werte und geschlechtstypisches Verhalten, würden durch Identifikation – vor allem mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil – übernommen 27

    28. Lernpsychologische Theorien Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen Aufmerksamkeit Interpretieren u. Bewerten von Situationen Planung u. Steuerung eigener Handlungen Gedächtnisleistung Bekräftigungs- u. Motivationsprozesse 28

    29. Lernpsychologische Theorien Klassische Konditionierung Kein Erlernen von neuem Verhalten ? Erklärung für einige Ärgerreaktionen 29

    30. Lernpsychologische Theorien Operante Konditionierung 30

    31. Lernpsychologische Theorien Sozial – Kognitive Theorie Beinhaltet operante Konditionierung und Modelllernen Aggressive Modelle haben aktivierende Wirkung Begünstigung von Nachahmung Modell mit Verhalten erfolgreich Machtausstrahlung Verhalten als moralisch dargestellt Frustration Positive Beziehung zu Modell 31

    32. Lernpsychologische Theorien Sozial – Kognitive Theorie Selbstbegriff und Erwartungsbegriff (nach Bandura) Kompetenzerwartung Ergebniserwartung Einfluss sozialer Umwelt 32

    33. Entwicklungspsychologischer Ansatz 33

    34. Modell nach Selg et al. (1988) 34

    35. Modelle der Entwicklungsverläufe 35

    36. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Aggressionsauslösende und -steigernde Stressoren:   Lärm-, Reizüberflutung Raumenge Hektik zwischenmenschliche Rivalitäten Monotonie Alkoholkonsum stoffwechselverändernde Drogen Physiologische Indikatoren bei Wut, Ärger, Aggressionen: Erhöhung der Pulsfrequenz vasomotorische Reaktionen, d.h. es kommt zu einer Verengung der Blutgefäße Veränderung der Atem-, Magen und Darmaktivität Zunahme der elektrischen Hautleitfähigkeit 36

    37. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Geschlechterunterschiede   LOEBER und HAY (1997) ? Jungen emotional labiler, zeigen häufiger negative Affekte weibliche Säuglinge zeigen eher positive Emotionen, regulieren Emotionen und Gefühle besser Später: Jungen billigen Gewalt eher, sind gewaltbereiter und üben auch eher Gewalthandlungen aus als Mädchen Jungen reagieren stärker mit nach außen gerichteten Aggressionen, während Mädchen mit nach innen gerichteten Aggressionen reagieren 37

    38. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Prä- und perinatale Risiken: BRENNER & RAINE (1997) ? mögliche neuropsychologische Funktionsstörungen durch Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen GREENOUGH & BLACK (1992) ? durch pränatale Komplikationen Qualität der neuronalen Entwicklung gestört   Rauchen, Alkohol, Drogen während Schwangerschaft   WEIZMAN et al. (1992) ? Nikotin kann schädigende Effekte auf Föten haben SCHEITHAUER (2000) belegt Zusammenhang zwischen Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft und Störungen des Sozialverhaltens des Kindes Mögliche Ursachen: - fetale Hypoxie - Veränderungen in der Serotoninresorption - Veränderungen im dopaminergen System - Veränderungen in der DNS-/ RNS Synthese im Gehirn ? direkte Verknüpfung indirekte Verknüpfung ? BROOK & BROOK (1996) Zusammenhang zwischen Rauchen und Verhaltensproblemen des Kindes über psychosoziale Situation der Mutter AUTTI-RÄMO und GRANSTRÖN (1991) ? Korrelation zwischen pränatalen Alkoholeinwirkungen und späteren kognitiven Störungen 38

    39. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Neuroanatomie Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient vor allem Störungen im Bereich der Amygdala und Hypothalamus können zu aggressivem Verhalten führen Stimulation des Hypothalamus kann stereotype Angriffsreaktionen auslösen 39

    40. Biologische/ Physiologische Ansätze zur Erklärung aggressiven Verhaltens Neurobiochemie   vor allem Zusammenspiel von Katecholaminen und Serotonin entscheidend Serotonin ist eine Art Hemmstoff für aggressives Verhalten Dopamin aggressionsstimulierende Funktion McBURNETT et al. (2000) ? signifikant niedrigerer Cortisolwert mit frühem Auftreten und der Stabilität aggressiven Verhaltens verknüpft Zusammenhänge Aggression und Hormone sehr umstritten Interaktion zwischen biochemischen, genetischen und vor allem auch sozialen Faktoren muss betrachtet werden 40

    41. Zusammenfassung Biologische Faktoren: männliches Geschlecht niedrige Cortisolwerte ? Ein Hormon, das in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde gebildet wird und zur Gruppe der Glucocorticoide gehört (Es ist neben den Katecholaminen ein wichtiges Stresshormon) niedriges Aktivitätsniveau (Herzfrequenzrate) reduzierte Serotoninaktivität erhöhte Dopaminaktivität Körperliche Faktoren, die die Entwicklung des Kindes beeinflussen: Belastungen in der Schwangerschaft ? (Infektionen, fetale Mangelernährung, Unfälle, Schockerlebnisse) Einnahme von Alkohol, Drogen, Nikotin, Medikamente während der Schwangerschaft Geburtskomplikationen, zu niedriges Geburtsgewicht 41

    42. Die Entstehung von Gewalt ist immer ein multifaktorielles Bedingungsgefüge! 42

    43. Prädisponierende Faktoren: individuelle, familiäre, soziale, kulturelle Faktoren Vermittelnde Faktoren: soziales Netz, soziales Stützsystem, Verbundenheit und Beziehungsqualität zwischen Familienmitgliedern, Zugehörigkeit zu Institutionen Auslösende Faktoren: objektive Faktoren der Lebensgeschichte, Bedeutungszuschreibung biographischer Erlebnisse, individuelle Bewältigungsmöglichkeiten Situative Faktoren: Frustration, Stress, Kränkung, Machtausübung, Alkohol 43

    44. Allgemein gilt: Eine Kombination dieser Faktoren führt zur Gewalteskalation 44

    45. Verhalten, das 50 Millisekunden nach einem Ereignis/Signal eintritt und in dem nur folgende instinktive Grundmuster auftreten können: Flucht Aggression Paralyse Alle Menschen haben dieses reaktive archaische Verhaltensmuster in sich, weniger oder mehr ausgeprägt Reaktives Verhalten 45

    46. Verhalten, welches eintritt nachdem das reaktive Verhalten abgeklungen ist Tritt erst ein, nachdem Informationen ins Großhirn eingetroffen und verarbeitet worden sind Bewusstes Verhalten 46

    47. Lautere Stimme/ auffällig leise Stimme Tief gerötetes Gesicht/ auffälliges Erblassen Zusammengepresste Lippen Veränderung von Stimmklang und Stimmlage Angespannte bzw. erstarrte Körperhaltung Zusammengeballte Fäuste Unruhige Bewegungsabläufe Etc. R-Typ 47

    48. Vergleichbar ruhig Vielleicht Anspannung in Stimme, aber kein Lautwerden Versuch, argumentativ auf andere einzugehen Wenn Stimmveränderung, dann leiser werdend Gelegentlich betretener Gesichtsausdruck über die „überflüssig-ungehörige“ Verhaltensweise des reaktiven Gegners B-Typ 48

    49. Neigt zur Eskalation Immer Risiko, dass mindestens einer der Beteiligten Gewalt anwendet Ausgiebige Droh- und Imponierphase R-R-Konflikt 49

    50. Gekennzeichnet durch „mismatch“ der beiden Konflikt-Typen Ausbleiben von Imponiergehabe seitens Bs wirkt aggressionsverstärkend auf R R-B-Konflikt 50

    51. Selbst bei starken Interessengegensätzen wirkt der Typus unterkühlt Keine Eskalation des Konflikts B-B-Konflikt 51

    52. Interaktionsmuster von Paaren mit Gewalt = Karikatur von erlernten männlichen und weiblichen Verhaltensweisen Gewalt als Funktion polarisierter Geschlechtsrollen 52

    53. Auffallend konservativ im Hinblick auf Vorstellung vom „richtigen Mann“ bzw. „richtiger Frau“ Erwartet emotionale Versorgung und Anpassungsbereitschaft von seiner Frau Erwartet Sachlichkeit, Unabhängigkeit und die Vorherrschung in der Beziehung von sich selbst Unfähigkeit, emotionale Anliegen auszudrücken Kaum soziale Kontakte außerhalb der Beziehung Prototyp Mann 53

    54. Orientiert sich an traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit/Weiblichkeit Gefangenbleiben in der Rolle des kleinen Mädchens Wählen einen emotional ausgehungerten, chauvinistischen Partner, der es ihnen ermöglicht besonders weiblich und anziehend zu wirken Prototyp Frau 54

    55. Rückzug des Mannes in Schweigen bringt die Frau zu verzweifelter emotionaler Verfolgung Sie erreicht ihn nicht zieht sich aus Zorn affektiv und körperlich von ihm zurück es kommt zur Eskalation seinerseits Aufbau des Konflikts zur Eskalation 55

    56. Kulturtheoretische Ansätze Grundlegende Fragestellung kulturtheoretischer Perspektiven: „Welchen Einfluss hat Kultur als soziales Erbgut, als Vermächtnis der Vergangenheit auf gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten?“ 56

    57. Definition von „Kultur“ Kultur als … „ … Gesamtheit der Verhaltenskonfigurationen einer Gesellschaft, die durch Symbole über die Generationen hinweg übermittelt werden, in Werkzeugen und Produkten Gestalt annehmen, in Wertvorstellungen und Ideen bewusst werden.“ (Fuchs, Klima, Lautmann, Rammstedt & Wienold, 1978) „ … die gemeinsamen Inhalte und Gebäude des Denkens, welche Menschen von Eltern und Bekannten («associates») erwerben und an ihre Nachkommen weitergeben.“ (Glaser, 1986) 57

    58. Vier kulturtheoretische Perspektiven (Levinson, 1988) „Intergenerationelle Transmission” „Konsistenztheorem” „Kulturelle Unterstützung” „Subkulturell geprägte Erklärungsansätze“ 58

    59. „Intergenerationelle Transmission” Grober Nenner bezüglich der Gewalt gegen Kinder: „Was wir als Kinder beobachten oder als Kinder am eigenen Leib erfahren, werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit als Erwachsene gegen unsere eigenen Kinder ausüben.“ „Violence begets violence: Each generation learns to be violent by being a participant in a violent family.“ (Straus et al., 1980) 59

    60. „Konsistenztheorem” Übereinstimmung zwischen Grundwerten einer Gesellschaft und einzelnen sozialen Phänomenen, beispielsweise hinsichtlich der Gewalt im sozialen Nahraum „Men who assault their wives are actually living up to cultural prescriptions that are cherished in Western society – aggressiveness, male dominance and female subordination (…).“ (Dobash und Dobash, 1979) 60

    61. „Kulturelle Unterstützung” Propagieren des Gebrauchs von Gewalt zur Erreichung attraktiver Ziele durch die Gesellschaft Chance, dass Legitimation auf andere Bereiche übertragen wird Zusammenhang zwischen kulturellen Normen und Gewalthandeln: Familie ist liebender und schützender Ort der Geborgenheit und Wärme steht im Widerspruch zu „The marriage license is a hitting license“ (Straus; Mann ? Ehefrau, Eltern ? Kind) Streit konfligierender Regeln in Familien: “normative ambiguity” (Kantor und Straus; 1990) 61

    62. „Subkulturell geprägte Erklärungsansätze“ These: Die Gesellschaft ist uneinheitlich im Hinblick auf Normen* und Werte Besondere Normen in bestimmten Subkulturen, die gewalttätiges Handeln in spezifischen Situationen als Befolgung normativer Regeln erscheinen lassen Beobachtung, aus der die Subkulturthese abgeleitet wurde: (Wolfgang und Ferracuti, 1967) Schwarze in den USA unter registrierten Gewalttätern und -opfern überproportional vertreten Grund: Armut, hohe Arbeitslosigkeit, Mangel an Lebensalternativen, Marginalität der Bevölkerungsgruppe *«A social norm prescribes the correct thing to do when interacting with another person» (Straus & Hotaling, 1980) 62

    63. Soziokulturelle Ansätze soziologische und feministische Perspektive der Betrachtung der Risikofaktoren Einfluss gesellschaftlicher Werte und Normen „Einfluss reicht weit in der Geschichte zurück und ist so beispielsweise bereits im christlichen Abendland mit dem Schicksal von Adam und Eva wiederzufinden, das auf die Überlegenheit des Mannes und die komplementäre Unterlegenheit der Frau aufmerksam gemacht hat.“ (Selg et al., 1997) Einfluss heute: Massenmedien verbreiten grundlegende patriarchalische Dominanzverhältnisse (Selg et al., 1997) Feministischer Ansatz: „Warum üben Frauen unter den gleichen Bedingungen, wie z.B. erlebter Gewalt in der Kindheit, ungünstigen sozialen Verhältnissen oder Alkoholismus, sehr viel weniger Gewalt als Männer aus?“ (Appelt et al., 2001) 63

    64. Soziale Integration „Physische, psychische und sexuelle Gewalt stellt keineswegs eine alle Kulturen übergreifende Universalie dar, sondern ist ein hochgradig kulturelles Phänomen, das in seiner Ausprägung in erheblichem Maße kulturell determiniert und damit erlernt ist. Gewalt ist demnach kein isoliert zu betrachtendes Phänomen, sondern kann nur vor dem Hintergrund übergreifender und überdauernder Muster des sozialen Zusammenlebens verstanden werden.“ (Dobash & Dobash, 1979) 64

    65. Erste bundesweite repräsentative Studie zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland: „Bezogen auf die weibliche Bevölkerung Deutschlands haben die Migrantinnen türkischer oder osteuropäischer Herkunft deutlich häufiger als der Durchschnitt körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Dieses Bild verschärft sich bei Gewalt in Paarbeziehungen. Der Anteil von Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Beziehungspartner liegt in der Hauptuntersuchung bei 25% der befragten Frauen. Bei den Frauen mit osteuropäischer Herkunft liegt er bei 28%, bei denen mit türkischer Herkunft sogar bei 38%.“ 65

    66. Schülerbefragung durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (1998): 9,8% der deutschen, aber 32,5% der türkischen Jugendlichen machten in ihrer Familie Beobachtung von Gewalthandlungen. (Erster Periodischer Sicherheitsbericht, 2001) 66

    67. Faktoren für eine Opfergefährdung laut Projektgruppe „Verhinderung von Gewalteskalation in Paarbeziehungen bis hin zu Tötungsdelikten“ des AKII*: „Migrationshintergrund: bei Partnern aus verschiedenen (religiösen) Kulturkreisen und somit unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen fehlendes Wissen über behördliche und sonstige Hilfsmöglichkeiten ein anderes geschlechtsspezifisches Rollenverständnis“ 67

    68. Alkoholeinfluss als Stressor 68

    69. Discosion 69

    70. 70 Wie bewertet ihr kulturelle Perspektiven hinsichtlich der Beziehungsgewalt? Für wie sinnvoll erachtet ihr kulturelle Ansätze? Welchen Nutzen bringen sie mit sich? Welche Chancen eröffnen sie? Wo erkennt ihr mögliche Probleme?

    71. Glaubt ihr, dass man das Phänomen Gewalt in Paarbeziehungen überhaupt in Modelle fassen kann; oder ist das nicht eher eine sehr individuelle Sache, die in jeder Beziehung anders abläuft? 71

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